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JA dazu, sich Gott zur Verfügung zu stellen

Am 15. August 2020 feierten die Pallottinerinnen in Limburg das Jubiläum von acht Mitschwestern, die auf 60, 65 und 70 Jahre Profess zurückschauten. Pfr. Heinz-Walter Barthenheier aus Montabaur feierte die heilige Messe im Innenhof des Hauses Felizitas, in dem sieben der acht Jubilarinnen leben. So konnten auch die Schwestern den Gottesdienst mitfeiern, die zur Limburger Kommunität gehören, aber nicht im Pflegeheim sind, unter ihnen die achte Jubilarin.

 

Es war eine ungewohnte, fremde Erfahrung unter Corona-Bedingungen ein solches Fest der Gemeinschaft zu begehen: ohne Mitschwestern aus anderen Kommunitäten, ohne Angehörige und Freunde, die zum Mitfeiern kommen konnten. Auch ohne persönliche Gratulation und Mahlzeiten in großer Runde. Und doch sprach die eine Jubilarin wohl all ihren Mitschwestern aus der Seele, als sie nach dem Gottesdienst sagte: "Das war schöner als bei der Profess vor 70 Jahren." Denn es war für die meisten nach langer Zeit wieder der erste Gottesdienst. Dadurch dass der Umbau des einen Flügels von Haus Felizitas noch nicht abgeschlossen ist, konnten unter Corona-Bedingungen in den letzten Monaten keine Gottesdienste im Haus stattfinden.

 

Zu Beginn der heiligen Messe begrüßte Provinzoberin Sr. Astrid Meinert die Festgemeinde: "Am Hochfest Mariä Himmelfahrt bezeugen wir, dass Maria ganz bei Gott ist. Maria, die durch ihr mutiges JA zu Gottes Plan ermöglicht hat, dass Gott in Christus Mensch wurde. Wie passend ist dieses Fest, um selbst ein JA zu sprechen. Ein JA dazu, sich Gott zur Verfügung zu stellen und daran mitzuarbeiten, dass das Reich Gottes auf Erden bezeugt und bereitet wird. Acht Schwestern feiern in diesem Jahr ihre Professjubiläen und wenn man die Jahre zusammenzählt, in denen sie ihre Spuren in unserer Gemeinschaft hinterlassen haben, kommt man auf 585 Jahre gelebter Treue.

Wenn man an den Anfang jeder Berufung geht, dann würde jede von uns eine ganz andere Geschichte erzählen. Gleich ist, dass es irgendwann eine Gewissheit gab, dass Gott uns ganz konkret angesprochen hat und uns gerufen hat. Wir Pallottinerinnen danken für das Zeugnis unserer Jubilarinnen in unserer Gemeinschaft." Anschließend stellte Sr. Astrid die Jubilarinnen kurz vor.

 

Sr. Johanna Oberreuter

Gertud war drei Jahre alt, als ihre Mutter verstarb. Der Vater sorgte nun alleine für seine neun Kinder – sieben Töchter und zwei Söhne. Fünf seiner Töchter wurden Ordensfrauen und davon drei Pallottinerinnen. Sr. Johanna hat immer wieder erzählt, dass ihr Vater ein großes Vorbild für sie war – im alltäglichen Leben und im Glauben. In unserer Gemeinschaft war sie an verschiedenen Orten und in verschiedenen Bereichen eingesetzt – exemplarisch genannt sei die lange Zeit im Exerzitienhaus in der Leitung und in der Buchhandlung und ihre Aufgabe als Hausoberin in Obertiefenbach. Ihre Antwort auf die Frage, warum sie in den Missionsdienst treten möchte, lautete 1947: „Weil der Heiland mich ruft.“ Danke, Sr. Johanna, dass du auf seinen Ruf gehört hast.

 

Sr. Agnes Leinweber

Agnes wuchs in einer Familie auf, die ihren Glauben lebte. In der Zeit des Nationalsozialismus halfen ihre Eltern jüdischen Mitbürgern – wohlwissend um die Gefahr, die auch für sie und ihre Kinder davon ausging. So wurde Sr. Agnes schon von Kind an vermittelt, dass man Gutes immer tun sollte, wenn man es kann. Sie wollte Missionarin werden, um am Aufbau des Reiches Christi mitzuwirken – so schrieb sie im Juni 1947 nach Limburg. Als Kindergärtnerin und Kindergartenleiterin hat Sr. Agnes unzählige junge Menschen begleitet und geprägt. In der Gemeinschaft trug sie Verantwortung als Hausoberin und sie brachte ihre künstlerischen Talente als Organistin und als Fotografin ein. Danke, Sr. Agnes, dass du das Reich Christi in Wort, Tat, Musik und Bild verkündest. Du hast uns immer wieder die Augen für die Schönheit der Schöpfung geöffnet.

 

Sr. Aquilina Aumann

Maria kam als jüngstes von vier Kindern in Frankfurt zur Welt. In ihrer Heimatpfarrei war sie stark in der Jugendarbeit engagiert. Als ausgebildete Kaufmannsgehilfin richtete Maria 1947 ihre Bitte um Aufnahme an die Pallottinerinnen in Limburg, weil sie Gott und den Menschen dienen wollte. Sr. Aquilina legte ihr Examen als Kindergärtnerin und Hortnerin ab und war bis 1959 in verschiedenen Kindergärten in Limburg, Hellenhahn und Refrath im Einsatz. Von 1959 bis 2003 war sie aufgrund ihres kaufmännischen Wissens in der Verwaltung in Bensberg und Refrath tätig. Als Oberin in Refrath und Hausoberin in Marienborn trug sie intern Verantwortung. Bis heute ist sie im Refektor, als stellvertretende Hausoberin und in der Verwaltung im Einsatz. Danke, Sr. Aquilina, dass du deinem Entschluss, Gott und den Menschen dienen zu wollen treu geblieben und nie offiziell in Rente gegangen bist…

 

Sr. Amanda Jobst

Anna wuchs in einer großen Familie auf – sie war das sechste von 13 Kindern, die über das Kleinkindalter hinaus überlebten. Ihr Bruder Johannes war schon in die Gemeinschaft der Pallottiner eingetreten als Anna darum bat, in den Missionsdienst treten zu dürfen, weil sie sich dazu im Inneren hingezogen fühlte. Mit ihrem Eintritt war wohl beiden Geschwistern nicht klar, dass sie später in fernen Ländern Zeugnis von der unendlichen Liebe Gottes ablegen sollten. P. Johannes Jobst wurde nach Australien gesandt und dort 1959 zum Bischof geweiht und Sr. Amanda war von 1964 bis 2008 in Südafrika als Krankenschwester, Oberin des St. Josephs Home und Hausoberin der Kommunität eingesetzt. Danke, Sr. Amanda, dass du auf dein Herz gehört hast und bereit warst, dorthin zu gehen, wo immer du gebraucht würdest. Du hältst unseren Missionsgeist wach.

 

Sr. Vincenta Kopowski

Irene kam in Heiligenthal in Ostpreußen zur Welt. Mit ihrem älteren Bruder verlebte sie eine sorglose Kindheit, die mit dem plötzlichen Tod ihres Vaters 1941 endete. Gemeinsam mit ihrer Mutter musste Irene 1945 aus ihrer Heimat fliehen – ihr Bruder war im Krieg vermisst. Als ausgebildete Kaufmannsgehilfin tätig, war in ihr der Wunsch gereift, Ordensfrau zu werden. Sie schrieb nach Limburg, dass sie durch Gebet und Opfer an der Rettung der Seelen mitwirken wolle. Im Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg wurde sie zur Krankenschwester ausgebildet und übte anschließend dort diesen Beruf aus. In der Folgezeit war sie Hausoberin in Olpe und nach ihrer Versetzung nach Limburg die Leiterin der Hauswirtschaft. Danke, Sr. Vincenta, für Ihren vielfältigen Einsatz und vor allem für das Gebetsapostolat, das heute mehr denn je Not tut in unserer Welt.

 

Sr. Adelgund Gemander

Hildegard wurde als ältestes von fünf Kindern in Schönwald in Oberschlesien geboren. Als sie 10 Jahre alt war, musste die Familie im Januar 1945 ihre Heimat verlassen und kam über Österreich schließlich in die Nähe von Frankfurt. Da der Vater schon in Österreich an den Folgen des Krieges verstarb, lag die Sorge für die Kinder nun allein bei ihrer Mutter. Hildegard trat 1949 in die Kanditatur der Pallottinerinnen ein und die Frage, ob ein Leben in einer Ordensgemeinschaft ihr Weg sei, ließ sie nicht ruhen. 1957 reichte sie ihre Bitte um Aufnahme ins Postulat ein, um sich ganz dem Heiland zu schenken. Zur Alten- und zur Krankenpflege ausgebildet, war Sr. Adelgund in verschiedenen Orten tätig, darunter in Hadamar, Bensberg, Hangelar und Refrath. Vielen hat sie im ambulanten Dienst geholfen und das Gebet versprochen. In Limburg tat sie Dienst im Refektor. Danke, Sr. Adelgund, dass Sie bereit waren, sich ganz Gott zu überlassen. Jeder, der Sie kennt, weiß, dass Sie mit großer Treue viele Gebetsanliegen vor den Herrn tragen.

 

Sr. Ingrid Salzer

Ingrid wurde in Wallern im Böhmerwald geboren. Als Einzelkind hatte sie eine ganz besondere Beziehung zu ihren Eltern, die ihr das beste Beispiel gaben. Ihr Vater galt im Krieg als vermisst. Ingrid und ihre Mutter teilten das Schicksal so vieler indem sie im März 1946 die böhmische Heimat hinter sich lassen mussten. Während ihrer Schulzeit im Rheingau war sie in der katholischen Jugend aktiv. Nach einer Lehre als Schneiderin und einer Anstellung in einer Kinderarztpraxis schickte Ingrid 1957 ihr Aufnahmegesuch nach Limburg. Sie fühlte sich berufen, Missionarin zu werden. In der Gemeinschaft wurde sie ausgebildet zur Kindergärtnerin, Hortnerin und Sozialpädagogin. So hinterließ sie Spuren in Eddersheim, Refrath, Obertiefenbach und Limburg. Hören und Schweigen sind ihr wichtig. Sie hatte für die Kinder ein offenes Ohr und sie versucht, in allem Positives zu suchen. Danke, Sr. Ingrid, dass du dich mit deinen Fähigkeiten in Dienst hast nehmen lassen.

 

Sr. Augustine Weber

Mechthilde wurde als erstes von drei Kindern in Brachbach im Kreis Altenkirchen geboren. Ein Bruder verstarb schon im Kleinkindalter. Als Mechthilde erst 11 Jahre alt war, verstarb auch ihr Vater an einer Staublunge, die er sich durch seine Tätigkeit im Bergbau zugezogen hatte. Um Mitsorge für den Unterhalt der Familie zu tragen, trat Mechthilde gleich nach ihrer Schulzeit ins Arbeitsleben ein und begann später eine Ausbildung im hauswirtschaftlichen Bereich. "Aus Liebe zu Gott" bat Sie um Zulassung zum Postulat bei den Pallottinerinnen. Als geprüfte Wirtschafterin war Sr. Augustine in Waldböckelheim, Limburg, Bensberg, Olpe und zuletzt Eddersheim tätig, wo sie auch Hausoberin war. 1994 war für Sr. Augustine ein einschneidendes Jahr. Nach einer Operation verlor sie ihr Augenlicht. Ihr Inneres Licht strahlt aber weiter und danke, Sr. Augustine, dass du deine Liebe zu Gott auch in schweren Zeiten bezeugt hast und uns damit ein Beispiel warst und bist.

 

 

In der Predigt ging Pfr. Bartenheier auf das Festgeheimnis der Aufnahme Mariens in den Himmel ein. Es erinnert uns an Maria, die ihr Leben in den Dienst Gottes gestellt und darin Erfüllung und Freude gefunden hat. Und es zeigt, dass wir Menschen Gott wichtig sind, mit Leib und Seele. "Es ist ein Fest der Hoffnung, das mir sagt, dass Gott mich am Ende meines Lebens erwartet, dass Gott einmal alles zum Guten führt."

 

Die Feier wurde musikalisch untermalt durch Trompetenmusik, bei der die Melodien passender Kirchenlieder Texte des Lobes und Dankes in allen Mitfeiernden zum Klingen brachten.

 

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