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Zum Gedenken an Sr. Fernandis Westhoven SAC

Unsere Sr. M. Fernandis Westhoven verstarb am 11. April 2020 in den frühen Abendstunden im Hospiz des Vinzenz Pallotti Hospitals in Bensberg.

 

Am 5. Juli 1931 kam Johanna in Neurath bei Bacharach als älteste Tochter des Astrologen, Kunstmalers und Landwirts Ferdinand Westhoven und seiner Frau Susanna, geborene Reinmann, zur Welt.

 

Bis zu ihrem zehnten Lebensjahr wuchs Johanna mit ihren drei jüngeren Geschwistern bei ihren Eltern im Rheinland auf, wo die Familie eine Landwirtschaft betrieb. Mit dem Beginn des zweiten Weltkriegs veränderte sich Johannas Leben drastisch. 1941 wurde sie zu einer Tante nach Mecklenburg geschickt und zog mir ihr ein Jahr später nach Berlin, wo sie dann in die Oberschule eintrat.

 

Aufgrund der Gefahr durch Fliegerangriffe wurde die gesamte Schule in ein Kinderland-verschickungslager nach Schlesien evakuiert. Johannas Eltern waren indessen mit den beiden Brüdern Bruno und Bertram nach Ostpreußen und später nach Bayern gezogen, ihre Schwester Gerda wurde auch zu Verwandten in Obhut gegeben.

 

Nachdem auch Schlesien kein sicherer Ort mehr war, wurde Johanna mit ihren Mitschülerinnen nach Bayern gebracht. Schließlich nahmen ihre Tante Maria und deren Ehemann, Studienrat Dr. Joseph Schmidt, sie bei sich in Frankfurt auf. Es folgte eine ruhigere Phase in Johannas Leben. Sie besuchte die Bettina-Schule, ein städtisches Realgymnasium für Mädchen und erwarb dort im März 1952 das Abitur.

 

Ihre Tante und ihr Onkel waren gläubige Katholiken und Johanna war religiös sehr interessiert. Sie entschied sich, vom evangelischen zum katholischen Glauben zu konvertieren. Der damalige Pfarrer der Deutsch-Orden Pfarrei in Frankfurt schreibt, Johanna habe den Unterricht sehr ernst genommen und er habe sie im April 1949 in die katholische Kirche aufgenommen.

 

In ihrem Lebenslauf, den sie mit ihrer Bitte um Aufnahme ins Postulat der Pallottinerinnen im April 1961 nach Limburg schickt, schreibt Johanna, dass sie am Ende der Schulzeit den Wunsch hegte, einen sozialen Beruf zu ergreifen. Sie absolvierte zuerst die Ausbildung zur Säuglings- und Kinderschwester und später zur Krankenschwester.

 

Während der Zeit der Ausbildung und später in ihren ersten Berufsjahren hatte Johanna Kontakt zu Ordensschwestern und sie nahm an Exerzitien teil.

Als sie das St. Marienkrankenhaus in Frankfurt verließ, wurde in ihrem Zeugnis vermerkt, dass ihr "freundliches und hilfsbereites Wesen den Patienten gegenüber besondere Erwähnung verdient. Vor allem nahm sie sich mit Liebe der ärmsten Kranken an. Durch ihre feste charakterliche und religiöse Haltung gab sie überall ein gutes Beispiel."

 

In ihrer Bitte um Aufnahme macht Johanna nicht viele Worte über ihre Berufung. Sie schildert ihren Lebenslauf und führt aus, dass sie oft über das Ordensleben nachgedacht hatte, aber es brauchte Zeit, bis die Entscheidung reifte. Am 1. August 1961 trat sie schließlich ins Postulat ein. Bei ihrer Einkleidung am 12. August 1962 erhielt sie ihren Ordensnamen Sr. M. Fernandis.

 

Gleich nach ihrer ersten Profess wurde sie nach Bensberg ins Vinzenz Pallotti Hospital gesandt, um dort in der Krankenpflege tätig zu sein. Fünf Jahre später erhielt sie das Diplom zur Lehrbefähigung an Krankenpflege- und Kinderkrankenpflegeschulen.

Im VPH in Bensberg war sie über viele Jahre hinweg zuerst als Krankenschwester, dann auch als Lehrerin in der Krankenpflegeschule, in der Apotheke und in der Endoskopie eingesetzt. 2017 zog Sr. Fernandis mit dem Konvent von Bensberg ins St. Josefshaus nach Refrath um.

 

Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte, wurde sie im Vinzenz Pallotti Hospital stationär aufgenommen und blieb anschließend dort im Hospiz, weil eine Heilung nicht mehr möglich war. Sr. Fernandis nahm ihre Krankheit in Ruhe und Gottvertrauen an und gab sich ganz in die Hände ihres Herrn.

 

Jeder, der Sr. Fernandis kennenlernen durfte, betont ihr zurückhaltendes und feinfühlendes Wesen. Sie war keine Frau der gesprochenen Worte. Als alle Schwestern im Oktober 2019 notierten, was aktuell ihr Apostolat sei, schrieb Sr. Fernandis: "Beim Abendgebet in unserer kleinen Kapelle gehe ich Verwandte und Bekannte, manchmal auch Mitschwestern, sowie einige afrikanische Länder durch: Kamerun, Tansania, Südafrika, Nigeria, Uganda; von letzterem hatten wir Krankenpflegeschülerinnen, mit denen ich guten Kontakt hatte."

 

Sr. Fernandis hatte einen inneren Kompass, der sie immer zu denen führte, die jemanden brauchten. Sie war dann einfach da, hörte zu und nahm diese Menschen in ihr Gebet auf. Ein Talent, das in einer Gemeinschaft nicht hoch genug geschätzt werden kann.

 

Von ihren Eltern hatte Sr. Fernandis das Interesse an Kunst in die Wiege gelegt bekommen. Ihr Vater war Kunstmaler und die Mutter aquarellierte sehr schön. Gerne besuchte Sr. Fernandis Kirchen und Museen und sie besaß ein großes historisches Wissen.

 

Uns wird Sr. Fernandis fehlen, denn Hörende sind selten geworden. Dankbarkeit steigt auf, dass der Herr uns diese Schwester geschenkt hat und wir dürfen darauf vertrauen, dass sie weiterhin Fürbitte hält für uns und alle, die der Hilfe bedürfen.

 

Sr. Astrid Meinert SAC

Provinzoberin

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