Gewissheit, dass Gott mich auf diesen Weg ruft
Am 17. August 2024 feierten wir in Limburg die 50-, 60- und 65-jährigen Professjubiläen unserer Mitschwestern. Pallottinerinnen aus Limburg und Refrath kamen mit Angehörigen der Jubilarinnen zur heiligen Messe zusammen, die P. Alexander Holzbach SAC, der Rektor der Pallottiner-Niederlassung in Limburg, mit uns feierte.
Zu Beginn der Eucharistiefeier stellte Provinzoberin Sr. Astrid Meinert die Jubilarinnen mit kurz skizzierten Lebensläufen vor: Sr. Hiltrud und Sr. Lucilla - 65 Jahre, Sr. Helga und Sr. Maria - 60 Jahre, Sr. Ursula - 50 Jahre. Dabei warf sie die Frage auf, ob es angesichts der wenigen Menschen, die sich heute für ein Leben in einem Orden entscheiden, viel weniger Anrufe von Gott gibt. Aber, so fuhr sie fort, "das glaube ich nicht. Vielleicht haben heute weniger Menschen den Mut, sich auf unsere Lebensweise einzulassen. Denn es braucht Kraft und Entschlossenheit, sich ganz Gott und auch einer Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. - Aber es gibt auch die Freude, die Gott schenkt. Und die kann nur erfahren, wer es wagt, sich auf die Fragen des Herrn einzulassen: Willst du mir nachfolgen? Willst du dein Leben für das Evangelium einsetzen? Willst du als Pallottinerin Zeugnis von meiner unendlichen Liebe ablegen?"
In seiner Predigt stellte P. Holzbach dann das Marienfest des 15. August in den Zusammenhang anderer Marienfeste: 8. Dezember, Empfängnis – Wir sind von Gott gewollt. 25. März, Verkündigung des Herrn – Wir sind von Gott auf einen Weg berufen. 15. August, Aufnahme in den Himmel – Wir sind nicht für das Grab bestimmt. Wie Maria haben auch die Jubilarinnen Berufung erlebt in der Gewissheit, dass einer sie auf diesen Weg ruft. Wie Maria haben sie Ja gesagt, ohne zu wissen, was kommen wird. Wie Maria auf Golgota, haben auch sie Zeiten erlebt, wo das Ja weh getan hat. Dabei haben sie an der Hoffnung festgehalten, dass dieses Leben nicht alles ist, dass es in Jesus Christus mehr gibt. Und sie haben dies all die Jahre hindurch gelebt und leben es heute noch. So strahlen sie mit ihrem Leben Trost und Hoffnung aus und dankbar können wir, wie es im Tagesgebet des Festtages heißt, "auf dieses Zeichen der Hoffnung und des Trostes schauen".
Sr. Hiltrud Steiner
Hiltrud kam 1935 in Siegen als ältestes von vier Kindern zur Welt. Sie wuchs mit ihren Geschwistern in einem religiösen Haushalt auf und als Zwanzigjährige bat Hiltrud um Aufnahme in die Gemeinschaft der Pallottinerinnen, weil sie fühlte, dass Gott sie gerufen hat. 1957 erhielt sie bei ihrer Einkleidung den Namen Sr. Aloysia und kehrte später aber zu ihrem Taufnamen zurück. Zuerst war sie in Limburg, Bocklemünd und Schloßborn in Krankenpflege und Hauswirtschaft tätig, bevor sie die staatliche Ausbildung zur Heimerzieherin erfolgreich absolvierte. In diesem Beruf war sie in Erlenbach eingesetzt und in Limburg, Vallendar und Olpe wirkte sie in den Exerzitienhäusern. Einige Jahre lebte sie auch in den Kommunitäten in Bensberg und Refrath, wo sie sich in vielen Bereichen einbrachte – im Refektor, als Autofahrerin und als Sakristanin. Seit 2020 lebt Sr. Hiltrud hier in Haus Felizitas.
Liebe Sr. Hiltrud, in unserem Gespräch hast du betont, wie wichtig dir deine Mitschwestern auf dem Weg waren und sind. Wir danken dir für deinen Gemeinschaftssinn und auch wenn wir dein Lieblingslied heute nicht singen werden, so bleibt doch dein Lebensmotto: Näher mein Gott zu dir.
Sr. Lucilla Wohlfahrt
Maria Elisabeth war auch die Älteste von vier Kindern und wurde 1936 in Schloßborn im schönen Taunus geboren. Ihr Vater hatte als Küster sicherlich auch einen Anteil daran, dass sich Maria in der Kirche zuhause fühlte. Als sie ihre Anfrage um Aufnahme nach Limburg schickte, beantwortete sie die Frage nach ihrer Berufung, dass sie sich ganz dem lieben Gott schenken wolle und vor 65 Jahren wurde sie als Sr. Lucilla eingekleidet. Ihre Ausbildung zur Diätassistentin war auch ihre Leidenschaft und sie hat ihr Fernstudium mit sehr guten Leistungen abgeschlossen. Sie war in Niedernhausen, Bensberg, Erlenbach und Refrath tätig. Als Küchenleiterin und Chef der Caféstube in Refrath hat sie das St. Josefshaus pallottinisch geprägt. Seit Ende 2022 lebt sie nun hier in Limburg in Haus Felizitas.
Liebe Sr. Lucilla, für viele Bewohnerinnen und Bewohner, Angehörige und vor allem Angestellte waren Sie im St. Josefshaus eine Vertraute. Die Kraft für Ihren Dienst hat Ihnen der Zusammenhalt in der Gemeinschaft gegeben, wie Sie mir kürzlich gesagt haben, und das gemeinsame Gebet. Wir danken für Ihren unermüdlichen Einsatz und für Ihr Wirken auch hier in Limburg als Pallottinerin, die die Freude an ihrer Berufung ausstrahlt.
Sr. Maria Schwind
Maria kam 1936 als Jüngste von sechs Geschwistern in Eisenbach im Kreis Obernburg am Main zur Welt. Ihr Bruder Josef war schon 10 Jahre lang bei den Pallottinern und bereits in die Mission nach Brasilien gesandt, als Maria 1962 als Sr. Humilis eingekleidet wurde. Erfahren in Haushaltstätigkeiten und als ausgebildete Alten- und Krankenpflegerin wirkte Sr. Maria in vielen Filialen – im Mutterhaus in Limburg, in Rheinberg, Erlenbach, Refrath, Obertiefenbach, Bensberg und München. Seit 2022 lebt sie in Haus Felizitas.
Liebe Sr. Maria, du sagtest mir, dass ein Leben im Orden natürlich nicht ohne Herausforderungen ist. Aber dein wichtigster Satz war: „Ein Ja heißt Ja.“ Wir danken dir für deine Treue zu Gott und zu unserer Kongregation. Unzähligen Schwestern hast du im Stillen geholfen und warst immer bereit, dich für die Gemeinschaft einzusetzen.
Sr. Ursula Schmitz
1943 kam Ursula als fünftes von sechs Kindern in Hesepertwist zur Welt. Ihr Zwillingsbruder Günther ließ ihr um einige Minuten den Vortritt. Da der Vater im Krieg fiel, war es vor allem die Mutter, die ihren Kindern im Glauben ein Vorbild war. Ursula engagierte sich sehr in der CAJ und sie spürte im Innersten, dass Gott sie auf einen speziellen Weg ruft. Kardina Cardijn, der Gründer der CAJ bezeichnete Vinzenz Pallotti als seinen geistigen Vater, da er das Apostolat aller Getauften betonte. Davon inspiriert lernte Ursula die Pallottinerinnen kennen. Sehr geschätzt in ihrem kaufmännischen Beruf, folgte sie schließlich ihrem Herzen und trat 1971 in unsere Kongregation ein. Nach ihrer Ausbildung zur Gemeindereferentin in am Bischöflichen Seminar in Mainz wirkte Sr. Ursula in Pfarreien in Frankfurt-Rödelbach, Obertiefenbach, St. Hildegard hier in Limburg und Würzburg. Die Arbeit mit Menschen aller Altersstufen lag Sr. Ursula am Herzen und sie ging in ihrem Beruf auf. Dennoch war sie immer wieder bereit, für die Gemeinschaft Aufgaben zu übernehmen. Seit 2002 war sie zuerst als stellvertretende Exerzitienhaus-Leiterin und ab 2005 dann als Leiterin des Hauses tätig. Und sie war und ist sie Noviziats- und Junioratsleiterin, Oberin der Kommunität Marienborn und Mitglied im Kommunitätsrat, Provinzrätin und Mitglied des Stiftungsrats.
Liebe Sr. Ursula, auf deinem Professkreuz steht „Ich bin bei euch alle Tage“. Du hörst nicht auf, die Nähe unseres Herrn zu suchen – im Gemeinschaftsgebet aber auch in privaten Zeiten der Stille. Die Aussage Jesu beinhaltet die Anrede „euch“ – ich bin bei euch alle Tage. Du wolltest in Gemeinschaft Christus nachfolgen, weil man gemeinsam mehr erreichen kann. Danke für alles was du getan hast und tust, damit aus uns vielen einzelnen Schwestern ein „wir“ wird und wir zusammen spüren, dass unser Gott alle Tage bei uns ist.
Sr. Helga konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier in Limburg teilnehmn und beging ihren besonderen Tag am 25. August mit der Kommunität in Refrath. P. Dr. Paul Rheinbay SAC stand dem Sonntagsgottesdienst in der Kapelle des St. Josefshauses vor, so dass auch enge Familienangehörige und einige Freunde, sowie viele MitbewohnerInnen des Pflegeheims und die im Haus tätigen Franziskaner-Klarissinnen teilnahmen. Sr. Ingrid Schuler kam aus Limburg und verlas Grußworte der Provinzoberin Sr. Astrid und den kurz skizzierten Lebenslauf von Sr. Helga. - "Das Leben bringt manches aus der Ordnung, die wir gerade im Ordensleben so gerne hätten", sagte P. Rheinbay in seiner Predigt. Gott wird gerade dort erfahrbar, wo wir die "Löcher" in unserem Miteinander erfahren, und immer wieder einander vergeben und gemeinsam weitergehen.
Sr. Helga Matheina
1940 kam Helga in Jommendorf in Ostpreußen zur Welt. Die Flucht aus ihrer Heimat prägte die Familie. Auf dem Weg erfror Helgas erst vier Monate alter Bruder Georg und die Sorge um den Vater, der eingezogen worden war, belastete die Mutter und damit auch die Kinder schwer. Nach dem Krieg fand die Familie wieder zusammen und Bordesholm eine neue Heimat – nicht zuletzt auch in der Pfarrgemeinde. In Helga reifte der Wunsch, sich ganz Gottes Führung anzuvertrauen und 1961 begann sie in Facit in England ihr Postulat. Bei der Einkleidung in Limburg im Jahr darauf erhielt sie den Ordensnamen Sr. Victoris, sie kehrte aber später wieder zu ihrem Taufnamen zurück. Im Juniorat wurde Sr. Helga nach Südafrika gesandt, wo sie auch ihre ewige Profess ablegte. Nach einigen Jahren kehrte sie nach Deutschland zurück und lebte in den Kommunitäten in Limburg, Refrath, Bensberg und München. Viele Jahre davon war sie in Refrath in verschiedenen Apostolaten tätig: Als Lehrerin an der Sonderschule und als Seelsorgerin im St. Josefshaus. Durch ihr langes Wirken in Refrath hat sie viele Kontakte und lebt sei Februar dieses Jahres im St. Josefshaus.
Liebe Sr. Helga, wir danken Ihnen für Ihren liebevollen Blick auf Kinder, die im normalen Schulsystem untergegangen wären. Ganz dem Charisma unseres Gründers verpflichtet, haben Sie die einzigartigen Talente der Kinder gesehen und gefördert.
Bildquellen: 7 Fotos - Sr. Adelheid Scheloske SAC, 1 Foto - Sr. Maria Landsberger SAC