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Was bringt uns der Glaube?

von Sr. Adelheid Scheloske SAC

 

In einem Bibelkreis stand plötzlich die Frage im Raum: "Was bringt euch der Glaube?" Ja, was bringt es uns, dass wir glauben?

 

Es entstand ein langes Schweigen. Unsicherheit war spürbar: Lässt sich beim Glauben davon sprechen, dass er uns was bringt? Das klingt irgendwie nach: ich nutze ihn, wenn ich ihn brauche – und lege ihn beiseite, wenn ich ihn nicht brauche. Aber das kann, oder sollte doch wenigstens nicht unsere Einstellung zu Glaube, Gott, Gebet kennzeichnen.

 

Oder ist es nicht tatsächlich oft so? Ich bete, wenn’s mir schlecht geht, und vergesse es, wenn’s mir gut geht. Nicht umsonst gibt es den Satz: "Not lehrt beten". – Und das heißt doch dann: diejenigen, die jetzt nichts mit Glauben anfangen können, die werden auch noch dahin kommen, wenn es ihnen schlecht geht. Dann werden sie schon spüren, dass auch ihnen der Glaube etwas bringen kann. –

 

Nein, das kann es doch wohl nicht sein. Die Frage, was der Glaube uns bringt, scheint einfach unangemessen. Vielleicht ist es besser, sie einfach beiseite zu lassen.

 

Andererseits: wenn Glaube mir was bringt, was heißt das dann konkret? Wo und wie zeigt sich das in meinem Leben? Das muss doch dann spürbar sein in meinem Alltag. Kann ich guten Gewissens davon reden, dass Glauben mir etwas bringt, wenn ich die meiste Zeit meines Lebens nicht an Gott denke?

 

Solche und ähnliche Gedanken kamen schließlich ins Gespräch. Und dann entstand eine neue Frage, die einfach nur die Perspektive veränderte: Was würde mir fehlen, wenn ich nicht glauben würde? Auf diese Frage war es plötzlich leicht, Antworten zu finden. Antworten, die davon sprachen, was uns der Glaube bringt:

 

• Ich bin viele Schritte in meinem Leben als Glaubende gegangen. Im Glauben an Gott konnte ich mich auf neue Wege, neue Situationen einlassen.

 

• Gemeinsam mit anderen Glaubenden konnte ich mein Leben anschauen, was gut gelaufen ist und was ich mir anders gewünscht hätte. Und ich konnte Versöhnung finden mit fremder und eigener Schuld.

 

• Der Glaube gibt mir Orientierung in meinem Alltag, in meinem Beruf. Und er gibt mir, meinem Leben und Tun, Sinn.

 

• Im Glauben an Gott, der mich ins Leben geliebt hat, kann ich glauben, dass ich gewollt, angenommen und wertvoll bin.

 

• Vom Glauben her habe ich gelernt, auf eine Sehnsucht in mir zu hören, die über die alltäglichen Bedürfnisse hinausgeht. Und es ist wichtig, dass ich dieser Seite in mir Raum gebe in Zeiten der Stille, im Gebet, im Gespräch mit anderen.

 

• In der Gemeinschaft der Glaubenden erlebe ich eine Verbundenheit, die auch im gemeinsamen Engagement zum Ausdruck kommt. Auch das gibt meinem Leben Sinn.

 

Im Nachhinein kommt mir der Gedanke, dass es wohl das ist, was Vinzenz Pallotti meint, wenn er davon spricht, den Glauben wieder zu beleben. Wir brauchen dieses Bewusstsein, dass der Glaube uns was bringt, dass wir etwas davon haben. Sonst kann Glaube nicht ausstrahlen.

 

Und wir brauchen den Austausch, das Gespräch darüber, weil Glaube eben nicht nur etwas für eine persönliche Zeit des Gebetes ist, sondern ein Geschenk, das wir miteinander teilen.

 

 

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