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"Königin der Apostel": Unser Bild von Kirche

Sr. Adelheid Scheloske SAC

 

Am Samstag vor Pfingsten feiern die pallottinischen Gemeinschaften weltweit ihr Patronatsfest Königin der Apostel. In Deutschland tun wir uns noch schwer mit diesem Datum; doch andere Länder, wo Christi Himmelfahrt erst am Sonntag gefeiert wird, kennen es nicht anders. Denn im Gegensatz zu den meisten Ländern gibt es bei uns den „Luxus“, dass Christi Himmelfahrt gesetzlicher Feiertag ist und es somit einen weiteren Samstag zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gibt – wir also das Fest mit einer Woche Abstand zu Pfingsten und nicht am Tag vorher feiern konnten.

 

Dass das Fest „Königin der Apostel“ in diese Zeit zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten gehört, das ist klar. Denn Pallotti ließ auch ein Bild für seine Gründung malen, dass den Titel ihrer Patronin trägt. Und das ist ein Pfingstbild, das die betende Gemeinschaft zeigt, die vom Heiligen Geist erfüllt wird.

 

Doch gilt es nicht nur von lieb gewordenen Daten Abschied zu nehmen. Es zeigt sich, dass wir auch lieb gewordene Ideen lassen müssen. So lud am 12. Mai 2012 das Pallotti-Institut in Vallendar zu einem Studientag unter dem Thema „Maria, Königin der Apostel“ ein.

 

In einem ersten Referat ging Sr. Astrid Meinert auf die kunsthistorische Entwicklung des Bildes ein. Ihr war gelungen, was unmöglich schien: den Stich von Johann Friedrich Overbeck aufzuspüren, nach dem – der Überlieferung gemäß – das Bild angefertigt worden ist, das Vinzenz Pallotti bei Serafino Cesaretti in Auftrag gegeben hat. Und da zeigt sich, dass das, was wir in den pallottinischen Gemeinschaften immer tradiert haben und was schon in alten Pallotti-Biographien zu lesen ist, nur ein Gerücht ist: die beiden Frauen, die im Bild links und rechts von Maria sitzen, gab es auch im Bild Overbecks schon! So schön diese Vorstellung auch war: dies ist keine Erfindung Pallottis, auch wenn gültig bleibt, dass er genau dieses Bild als Vorlage gewählt hat – und nicht eine Darstellung des um Maria versammelten Zwölferkreises der Apostel.

 

Doch andere Veränderungen gegenüber der Vorlage kann die Kunsthistorikerin auf die Vorgaben Pallottis zurückführen. Sie zeigt auf, dass die Schlüssel, die Petrus auf den Boden gelegt hat, ikonographisch etwas Neues in der Kunstgeschichte darstellen. Und dass Pallotti den Raum erweitern und am Außenrand zwei Personen ergänzen ließ, so dass die versammelte Gemeinschaft nun einen Kreis bildet und nicht bloß zwei nebeneinander stehende Gruppen. Und dass schließlich der Heilige Geist den ganzen Raum und jede und jeden einzelnen erfüllt, so dass er über diesen Abendmahlssaal, das Zönakulum, hinausreicht, ja hinausdrängt.

 

Vieles bestätigt sich so aus wissenschaftlicher Sicht, worauf P. Fritz Kretz, der den Studientag mit seinem Referat abschloss, schon während seiner Amtszeit als Generalrektor der Pallottiner immer wieder hingewiesen hatte: dass dieses Bild, das Vinzenz Pallotti für seine Gründung malen ließ, mehr als eine fromme Darstellung der Patronin ist. Es vermittelt eine Vorstellung von Kirche, die unser Programm sein muss, woran wir uns immer wieder orientieren müssen: Kirche als Gemeinschaft von gleichermaßen Geist-Begabten, die in einem Miteinander leben, in welchem die verschiedenen Rollen, wie zum Beispiel die der Hierarchie, durchaus ihren Platz haben. Die Schlüssel werden nicht weggeworfen! Aber es gibt Zeiten, wo sie beiseite gelegt werden dürfen und müssen, wo das gleichrangige Miteinander der verschiedenen Lebensformen und Berufungen, von Männern und Frauen, von gleichermaßen geisterfüllten Gesandten vorrangig ist. Und diese vom Geist erfüllte Kirche drängt hinaus aus dem abgeschlossen Raum, weil sie eine Botschaft des Lebens für alle Menschen hat, die es weiterzugeben gilt.

 

Die Worte Pallottis, die von Francesco Virili zitiert werden, zeigen uns, dass das Fest eigentlich gar nicht nahe genug an Pfingsten heranrücken kann und welche Kirche wir mitgestalten sollen: „Das ist das Bild, das für diese Kirche passt; es ist für unsere Gesellschaft und mehr noch für unser Zeitalter bezeichnend, in dem wir den Heiligen Geist so notwendig brauchen.“

Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!

 

Übrigens: Die Referate des Studientages werden demnächst auf der Webseite des Pallotti-Instituts, www.pallotti-institut.de, und später auch im Druck veröffentlicht.

 

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