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Heimgang von Sr. Bonifatia Gies SAC

Sr. M. Bonifatia SAC Am 6. Juli 2019 verstarb unsere Sr. Bonifatia in einem gesegneten Alter – bis zum Schluss bei hellem Verstand. In ihren 98 Jahren hat sie viel erlebt und viel gegeben.

 

Am 11. April 1921 wurde sie in Winden im Bistum Limburg geboren. Sechs Tage nach ihrer Geburt wurde die drittgeborene Tochter von Peter Gies und Anna Gies, geborene Loraing, in der Pfarrkirche in Winden auf den Namen Anna Elisabetha getauft. Ihre älteste Schwester Hildegard starb im Alter von zwei Jahren, so dass Anna Elisabetha gemeinsam mit ihrer 15 Monate älteren Schwester Hedwig aufwuchs.

Acht Jahre lang besuchte sie die Volksschule und nach ihrer Schulentlassung blieb sie noch ein Jahr bei ihren Eltern und nahm dann eine Arbeitsstelle in einem Café in Nassau an, dort war sie neben der Bewirtung der Gäste auch im Haushalt der Konditorenfamilie tätig. Mit Ausbruch des Krieges wurde sie zum Dienst in einer Munitionsfabrik in Hessisch?Lichtenau verpflichtet. Bald schon erfüllte sich jedoch ein großer Wunsch für Anna Elisabetha, sie wurde an der staatlich anerkannten Krankenpflegeschule des St. Josefskrankenhauses in Gießen angenommen und im April 1943 bestand sie die Prüfung als Krankenschwester.

Nach ihrem Examen war sie bis zum Ende des Krieges im Hilfskrankenhaus im Haus der Pallottiner in Limburg als Krankenschwester tätig. Im Laufe des Jahres 1944 muss sich ihr Wunsch, in die Gemeinschaft der Pallottinerinnen einzutreten, konkretisiert haben.

Dr. Bremer, der Leiter des Hilfskrankenhauses, stellte ihr im August ein Zwischenzeugnis aus und betont darin: „Wegen ihres stets zuvorkommenden und freundlichen Wesens ist sie bei den Patienten, sowie auch bei dem übrigen Pflegepersonal beliebt, den Ärzten ist sie eine gewissenhafte Helferin.“

Und im September 1944 schreibt der damalige Pfarrer ihrer Heimatpfarrei in Winden, dass sie mit bestem Gewissen zur Aufnahme ins Kloster empfohlen werden könne.

 

Am 8. Mai 1945 – also am Tag des Kriegsendes des zweiten Weltkriegs in Deutschland – trat sie ins Postulat der Pallottinerinnen in Limburg ein. Am Festtag Maria Empfängnis desselben Jahres wurde sie eingekleidet und erhielt den Namen Sr. Maria Bonifatia.

 

Sr. Bonifatia hat eigenhändig Aufzeichnungen über ihr Leben gemacht und darin schreibt sie: „Ich kann es bis heute noch nicht verstehen, dass ich es fertig gebracht habe, ohne mich von meinen Eltern und Schwester zu verabschieden nach Marienborn ins Kloster der Pallottinerinnen zu gehen. Gottes Ruf war stärker.“

 

Sie war Krankenschwester aus Leidenschaft und schreibt dazu rückblickend, dass es da etwas Tieferes gab in diesem Beruf: „Christus in den Kranken zu sehen und zu lieben.“

 

Nach ihrer ersten Profess am 8.12.1947 wurde Sr. Bonifatia dann auch als Krankenschwester ins Krankenhaus in Gelnhausen gesandt, wo sie fünfeinhalb Jahre tätig war. Als sie 1953 Gelnhausen verließ, schrieb Prof. Dr. Pannhorst: „Sie hat in aufopfernder, immer ruhiger und sehr zuverlässiger Weise ihren sehr verschiedenen Stationsdienst geleistet. Sie ist infolge ihrer strengen Berufsauffassung geeignet für die selbstständige Leitung einer Station. Pflegerisch und menschlich war sie in ihrem Dienst und bei den Patienten sehr beliebt.

 

Es klingt genau das an, was viele Menschen, die Sr. Bonifatia in ihrem Dienst begegnet sind, immer wieder betont haben: Sie hatte einen hohen Berufsethos und konnte daher auch streng sein, wenn es dem Wohl der Patienten diente. Ihre sehr feine und einfühlsame Art war es aber, die alle an ihr schätzten.

 

Nach ihrem Einsatz in Gelnhausen war sie fünf Jahre im St. Anna Krankenhaus in Hadamar tätig und legte in dieser Zeit am 8. Dezember 1953 ihre ewige Profess ab.

Als 1958 das St. Vinzenz Pallotti Hospital in Bensberg errichtet wurde, war Sr. Bonifatia von Anfang an dort als Krankenschwester auf der Privatstation eingesetzt.

 

Heute wird öffentlich immer wieder über die Situation der Kranken? und Altenpflege in Deutschland diskutiert. Sr. Bonifatia hat Zeit ihres Lebens in den ihr anvertrauten Patientinnen und Patienten Christus gesehen. Und so kannte ihr Dienst auch keine geregelte Arbeitszeit. Wenn ein Mensch in Not war, blieb sie auch nach ihrem offiziellen Dienst – des Nächsten wegen. Ihre Sensibilität half unzähligen Patientinnen und Patienten, in der Situation der Krankheit, die oft auch Hilfsbedürftigkeit und ein Stück weit ein Ausgeliefertsein mit sich bringt, dennoch den eigenen Wert und die eigene Würde zu behalten und weiter zu spüren.

 

Als es Sr. Bonifatia immer schwerer wurde, den Weg zwischen Krankenhaus und Schwesternkonvent in Bensberg wegen des steilen Anstiegs zurückzulegen, entschied sie sich 2012 ganz bewusst, nach Marienborn ins Haus Felizitas zu ziehen.

 

Die letzten Jahre waren in vielen Phasen auch sehr schwer für sie. Aber sie verlor nie ihr Lächeln. Man besuchte sie einfach gerne und sie nahm wach und interessiert am Leben unserer Gemeinschaft teil, die sie über 74 Jahre mit geprägt hat.

Und ein Blick in das Adressbuch von Sr. Bonifatia zeigt, dass sie auch außerhalb der Gemeinschaft noch rege vernetzt war.

 

„Gottes Ruf war stärker.“ – Dieser von Sr. Bonifatia notierte Satz drückt aus, was sie in ihrem Leben bewegte. Auf Gott in der Stille hören, seinem Ruf folgen und dann Christus im Nächsten begegnen. Diese Grundhaltung hat sie gegenüber uns Mitschwestern und in ihrem Apostolat im Krankenhaus spürbar gemacht.

„Gottes Ruf war stärker.“ – Und so hat Sr. Bonifatia am 6. Juli auf den Heimruf ihres Herrn im St. Vincenz-Krankenhaus in Limburg geantwortet. Uns bleibt große Dankbarkeit für ihr Leben mit uns und wir dürfen gewiss sein, dass sie in ihrer ruhigen, liebevollen aber auch bestimmten Art nun für uns Fürbitte halten wird.

 

Sr. Astrid Meinert SAC

Provinzoberin

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