


Heimgang von Sr. Marie Luise Braun

In den sehr frühen Morgenstunden des 8. September 2025 verstarb unsere Sr. Marie Luise Braun in unserem Haus Felizitas in Limburg.
Maria Luise kam am 4. Juli 1940 in Merchweiler als fünftes von sechs Kindern des Bergmanns und Gemeindearbeiters Johann Braun und seiner Ehefrau Emma, geborene Lieblang, zur Welt. Die ganze Familie war in der Pfarrgemeinde tief verwurzelt und Marie Luise, wie sie zuhause genannt wurde, hatte schon früh Kontakt zum Ordensleben. Mit dreizehn Jahren besuchte sie die Nähschule der Schwestern vom Heiligen Geist und nach der Entlassung aus der Volksschule wechselte sie für zwei Jahre auf die Arnold-Jansen-Schule in Steyl.
Nach Hause zurückgekehrt erwarb Marie Luise die Anerkennung als staatlich geprüfte Kinderpflege- und Haushaltsgehilfin. Noch vor dem Abschluss hatte sie ihre Bitte um Aufnahme ins Postulat nach Limburg gesandt, um „dem Herrn bei der Rettung der Seelen helfen zu dürfen“.
Im August 1958 trat sie ins Postulat ein und wurde am 13. August 1959 als Sr. Irmgardis eingekleidet. 1972 wechselte sie zu ihrem Rufnamen Sr. Marie Luise.
In der Chronik zum 15. August 1961 ist vermerkt: „Schon morgens um 4:30 Uhr jubelt der Weckruf durchs ganze Haus: Tochter Sion, freue dich!“
Zusammen mit 15 weiteren Novizinnen feierte Sr. Marie Luise an diesem Tag ihre erste Profess und obwohl die sechzehn Schwestern des sogenannten Halleluja-Kurses sehr unterschiedliche Charaktere waren, blieben sie sich stets besonders verbunden auf ihrem gesamten Weg als Pallottinerinnen.
Während ihres Juniorats nahm sie an einem Lehrgang zur Kirchenmusik in Mainz teil. Anschließend besuchte Sr. Marie Luise die Fachschule für Kindergärtnerinnen und Hortnerinnen an der Marienschule in Limburg.
Am Fest Mariä Himmelfahrt des Jahres 1967 legte sie ihre ewige Profess ab. Und im Dezember dieses Jahres absolvierte sie erfolgreich die Abschlussprüfung als „Kindergärtnerin und Hortnerin“.
Sr. Marie Luise war mit großer Hingabe in verschiedenen Kindergärten tätig. Hier konnte sie auch ihre große musikalische Begabung und ihre künstlerische Kreativität mit einbringen.
Ihr erster Einsatz als Kindergärtnerin war von 1968 bis 1971 in Hangelar. Sr. Hildegard schrieb in einer Beurteilung über Sr. Marie Luise: „Sie bewies in ihrem Tun am Kind eine hohe Berufsauffassung. Begabt mit besonderem Einfühlungsvermögen, erwarb sie sich das Vertrauen der Kinder und somit die Hochschätzung der Eltern. Dank ihrer pädagogischen Fähigkeiten gelang es ihr, die Aktivitäten einer dreißiger Gruppe zur Förderung des einzelnen Kindes zu koordinieren.“
Nach einer kurzen Zeit im Kindergarten in Wehrden wurde Sr. Marie Luise 1972 in die Filiale nach Eddersheim gesandt und auch im Zeugnis über ihre Zeit im dortigen Kindergarten zeigte sich die besondere Fähigkeit von Sr. Marie Luise, Kinder zu begleiten und zu fördern. „Sie betreute mit viel Liebe und Sorgfalt die Kinder und leitete sie mit Freude und pädagogischem Geschick zu allen Beschäftigungen und zum Spiel an.“
1975 kehrte Sr. Marie Luise für neun weitere Jahre nach Hangelar zurück. Es folgten drei Jahre als Erzieherin in Obertiefenbach, bis sie im Mai 1988 ins Kloster Marienborn in Limburg gerufen wurde.
Man übertrug Sr. Marie Luise das Medienarchiv und mit großer Hingabe sammelte sie, was an Veröffentlichungen in den verschiedensten Medien für die Kongregation relevant war. Oft kam es vor, dass nach einem Gespräch über ein Ereignis eine Kopie eines Zeitungsartikels dazu in der Schwesternschublade lag. Dies zeugte von Sr. Marie Luises großem Einfühlungsvermögen. In Unterhaltungen in großen Gruppen war sie eher zurückhaltend, aber durch kleine Zeichen zeigte sie, dass sie genau zugehört hatte und man konnte sicher sein, eine nette Aufmerksamkeit in der eigenen Schublade vorzufinden – unterzeichnet mit den Buchstaben Smlb – das Kürzel für Sr. Marie Luise Braun.
Wie schon früh erkannt, war Sr. Marie Luise sehr musikalisch. Sie hatte eine wunderbare Stimme und spielte auch sehr gut Orgel. Allerdings war sie sehr nervös, wenn viele zuhörten. In der Schola war sie eine wichtige Stütze und mit Blockflöte und Orgel hat sie die Liturgie mitgestaltet. Leider hat sie ihrem Talent nicht vertraut und dann schlichen sich Fehler ein, die sie beim Üben nie gemacht hat. Trotzdem war sie immer wieder bereit, die Lieder an der Orgel zu begleiten, obwohl es sie viel Überwindung kostete.
Auch ein weiteres Talent von Sr. Marie Luise wird uns fehlen. Wenn Gäste sich im Haus verirrten, was bei den weiten Wegen im Kloster durchaus vorkommen konnte, so war sie stets zur rechten Zeit vor Ort, um den Weg zu zeigen. Und zu unseren MaZlerinnen (Missionarinnen auf Zeit) hatte sie ein besonderes Verhältnis. Mit vielen stand sie auch lange nach deren Einsatz im Ausland in Kontakt und war eine gefragte Fürbitterin.
Das Leben im Orden war nicht immer einfach für Sr. Marie Luise. Manchmal geschehen Kränkungen unabsichtlich und es war schwer für sie, sich von Konflikten zu verabschieden. Aber für diejenigen, die mit ihr zusammen in den verschiedenen Filialen gewesen waren, sorgte sie in ganz besonderer Weise, wenn diese Hilfe benötigten.
Im November 2020 zog sie in unser Haus Felizitas nach einem Schlaganfall, von dem sie sich nicht mehr richtig erholte. Die letzten Monate war sie komplett bettlägerig und hat immer weniger gesprochen. Nur die regelmäßigen Telefonate mit ihrem Bruder Ernst konnten sie motivieren, ein bisschen mehr zu erzählen. Am Fest Mariä Geburt schlief sie ruhig ein und wir dürfen gewiss sein, dass sie in der Herrlichkeit des Herrn, von allen Sorgen und Ängsten befreit, das himmlische Halleluja singt.
Wir danken Sr. Marie Luise für alles, was sie für unsere Gemeinschaft getan hat. Mögen wir ihrem Beispiel folgend aufmerksam sein und ohne große Worte Gutes tun, wo es uns möglich ist.